Mit ätherischen Ölen gegen Nachwirkungen der Bestrahlungstherapie

von Doris Bigga

Im November 99 wurde bei mir ein Mammakarzinom links (oberer innerer Quadrant) entfernt. Einige Tage später folgte die Axillendissektion und im Januar 2000 schloss sich eine perkutane Strahlentherapie der linken Mamma an, mit 50 Gy und Aufsättigung im inneren Quadranten mittels Elektronen auf 60 Gy. ("Gy" ist die Abkürzung für "Gray", die seit 1975 gültige Bezeichnung der Energiedosis bei Bestrahlungen.)

 

Nun beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit ätherischen Ölen. Seit 1997 halte ich regelmäßig Vorträge über die Anwendung und Wirkung dieser hochkomplexen Substanzen. Mein Wirkungskreis sind Volkshochschulen, Kindergärten, Hausfrauenvereine, Seniorenvereine u.a. Mein Wissen habe ich mir zum Teil angelesen, zum Teil über Schulungen angeeignet.

 

Und so behandelte ich ab dem dritten Tag nach meiner brusterhaltenden Operation meine Wunden mit purem Lavendel extra. Ich setzte einen Sprüher auf die Flasche und besprühte die Schnittstellen. Mein Gynäkologie war einverstanden und vielleicht auch ein wenig neugierig. Der Erfolg war recht überzeugend. Die Wundheilung war schneller, und die Narben wurden bald sehr flach und unscheinbar. Zur Dehnung der Axillennaht behandelte ich sie einige Tage später mit einem Gemisch aus Mandelöl, Johanniskrautöl, Lavendelöl, Geranie und Rose. Der Duft allein schon machte die streichende Dehnung zu einer angenehmen Behandlung. Die Schmerzen hielten sich sehr im Rahmen.

 

Ab Januar 2000 begann dann die Bestrahlung. Mein Onkologe erlaubte von vornherein tägliches Duschen. Es sollte nur nicht die "Bemalung" im eingezeichneten Strahlenfeld mit Waschsubstanzen abgewaschen werden. angesetzt wurden fünf Bestrahlungen pro Woche, sechs Wochen lang, also insgesamt 30 Bestrahlungen. Die Wochenenden waren bestrahlungsfrei.

 

Im Einverständnis mit dem behandelnden Arzt

Ich besprühte an den ersten 15 Tagen, jeweils nach der Bestrahlung, das eingezeichnete Feld mit Lavendel extra in purer Form. Inzwischen hatte ich mit einigen Fachleuten telefoniert, in der Hoffnung auf weitere Informationen zu meiner Behandlung mit ätherischen Ölen, und mir folgende Mischung hergestellt:

 

  • 80ml Johanniskrautöl
  • 20ml. Aloe-Vera
  • 20Tr. Sanddornöl
  • 35Tr. Lavendel extra
  • 25Tr. Niaouli

 

Nach den nächsten 15 Bestrahlungen ölte ich mit dieser Mischung meine Brust ein. Der Erfolg war frappierend. Ich hatte zu keiner Zeit Probleme mit der Haut. Selbst die hochempfindliche Brustwarze zeigte nur eine ganz leichte Irritation. An diesen Tagen legte ich mir ein Wattepad, getränkt mit der genannten Ölmischung in den Büstenhalter. Das nahm die leichte Gereiztheit der Brustwarze, so dass ich die ganzen Tage sehr gut über die Runden kam und durch keine körperlichen Missempfindungen an meine Krankheit erinnert wurde, was auch sehr wichtig ist.

 

Mein Onkologe, Dr. Freund im Klinikum Offenburg, wusste über diese Selbstbehandlung Bescheid. Er hat es hingenommen, dass da eine Patientin ihre Selbstversuche macht. Beim Abschlussgespräch durfte ich ihm die Mischung und die Anwendung aufschreiben. Das machte mich doch ein wenig mutig, dass auch noch anderen Frauen von meiner Erfahrung profitieren werden. Auf das empfohlene Azulonpuder habe ich ganz verzichtet.

 

Während der ganzen Bestrahlungszeit hielt ich meine Vorträge. Ja, ich hielt sogar zwei Wochenendseminare ab, in dem Hotel, in dem mein Sohn Küchenchef ist. Die Teilnehmer kamen aus meinen Volkshochschulkursen. Es waren auch für mich zwei sehr gut gelungene, duftige Wochenenden mit Aromaküche und Vorträgen über Anwendung äthereischer Öle und Aromamassage.

 

So haben mich in dieser schweren Zeit die ätherischen Öle sanft begleitet und mich in manchen dunklen Stunden aufgehellt.

 

 

erschienen in FORUM - für Aromatherapie und Aromapflege, Ausgabe 18/2000